Joga Bonito

12.12.2022

Einleitung

Der Fußball hat sich die letzten Jahre rasant weiterentwickelt. Dabei bleibt mir vor allem der Satz "Fußballspielen ist einfach, aber einfach Fußball spielen ist am schwersten" von Johan Cruyff hängen. Mittlerweile ist der Fußball so komplex geworden, dass es für den normalen Fan kaum greifbar ist. Den Fußball aus seiner Anfangszeit gibt es nicht mehr. Die Trainerteams haben sich maximal vergrößert. Neue Ausbildungswege und Philosophien wurden erschaffen. Für Leute, die sich tagtäglich intensiv mit dem Fußball befassen ein Traum. Für den wöchentlichen Konsumenten eher ein Alptraum. Jedes Kind fängt mit Fußball an, weil man sich von den Emotionen im Sport mitreißen lässt. So war es auch bei mir. Ich habe es mir dann im Laufe der Zeit zur Aufgabe gemacht, den Fußball in all seiner Komplexität zu verstehen und möchte diese Plattform nutzen, um mein Wissen zu teilen und den Sport eventuell dadurch etwas greifbarer zu machen. Die folgenden Stunden, die ihr mit dieser kleinen "Analyse" verbringt, werdet ihr verschiedenste fußballerische Ansätze kennenlernen, die den Fußball und die heutige Zeit extrem geprägt haben. Ich möchte euch erklären, warum diese Ansätze so entscheidend für den modernen Fußball waren und warum es so sinnvoll war, genau so Fußball zu spielen. Am wichtigsten ist mir, dass dies kein "Lehrbuch" ist. Im Fußball gibt es kein richtig oder falsch. Und dass ist das schöne an diesem Sport. Jeder kann sich kreativ beteiligen. Egal ob es beim Amateurverein in der Kreisliga oder auf Leistungsniveau in der Champions Leauge. Es wird nie den einen Masterplan geben. Trotzdem haben sich über die letzten Jahre Trends entwickelt, die sich als sehr praktikabel und erfolgreich herausgestellt haben. Sich mit diesen Trends zu befassen ist quasi die Eintrittskarte dafür, um den so taktisch geprägten Fußball der heutigen Zeit zu verstehen. Und vielleicht auch seinen Trainer, egal ob Amateurverein oder Lieblingsclub, besser zu verstehen, warum er gewisse Entscheidungen so trifft. In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim lesen und hoffe, dass ihr etwas mitnehmen könnt.

Identität

Anfangen möchte ich das ganze mit einem persönlichen Tipp. Egal ob man sich als Trainer, Analyst oder Scout sieht, ist es wichtig, sich im ersten Schritt mit seiner eigenen Idee von Fußball zu befassen. Denn der Fußball beginnt in eurem Kopf. Für sich zu ergründen, für welche Art von Fußball man steht, kann dabei helfen, den Fußball in seiner Gesamtheit besser zu verstehen. Dabei habe ich mit vier Komponenten gearbeitet, die am Ende insgesamt auf eine Sache abzielen: Erfolgreich zu sein. Denn egal welche Funktion man in einem Team hat, am Ende wollen alle das gleiche. Die drei Punkte am Wochenende und die bestmögliche Leistung auf Strecke. Kommen wir nun zu den angesprochenen vier Punkten und starten mit der Mentalität. Was muss ein Spieler mitbringen, damit er den größtmöglichen Mehrwert für meine Mannschaft hat? Das zielt vor allem auf die Einstellung ab, die ein Spieler hat oder eben nicht hat. Ist er vom Kopf her bereit meine Intensität im Training und Spiel mitzutragen, oder brauche ich für die Gesamtdynamik der Gruppe eher emphatische und spielintelligente Spieler, die die Mannschaft zusammenhalten und in Drucksituationen tragen können? Wie gesagt, dort kann man kreativ sein. Es gibt keine festgeschriebenen Regeln. Der zweite Punkt ist die taktische Ausrichtung. Dort geht es weniger um Grundformationen, sondern mehr um Gruppentaktische Dinge, die ich auf dem Platz von meiner Mannschaft gerne sehe. Ein Beispiel. Meine Mannschaft soll intensiv pressen und im Ballbesitz Zonenorientiert Fußball spielen. Die Mannschaft soll eine Seite überladen und Angriffsdreiecke bilden. Oder meine Mannschaft soll Defensiv kompakt stehen und über Umschaltmomente mit wenig Kontakten zum Torerfolg kommen. Auch dort gibt es wieder viele Möglichkeiten erfolgreich zu sein. Im dritten Schritt schaue ich auf die Qualität der Einzelspieler. Hierbei kann man sich anfänglich auf eine Grundformation festlegen. Für die einzelnen Positionen erstelle ich Profile, um zu schauen, was ein Spieler für diese Position mitbringen muss. Nehmen wir auch hier wieder ein Beispiel. Das Profil eines Sechsers könnte beispielsweise so aussehen, dass der Sechser eine hohe Zweikampfquote pro Spiel mitbringt (80-85% pro Spiel) und mit und gegen den Ball eine Absicherung schafft. Mein Sechser soll der Defensive Motor des Teams sein, der freie Räume erkennt und so eine Verbindung zwischen Verteidigung und Angriff schafft. Im Idealfall bringt mein Sechser noch eine hohe Prozentzahl bei angekommenen Pässen mit. Und genau so macht ihr das für jede Position auf dem Spielfeld. Der letzte Punkt ist ein wichtiger für meine Trainingslehre. Die physische Komponente. Hier kann man festhalten, ob einem beispielsweise Intervalle wichtiger sind als Grundlagenausdauer. Wie soll mein Spieler austrainiert sein, um bestmöglich in meinem System zu performen? Alles Dinge, die man unter dem Punkt "physisch" zusammenfassen kann. Meiner Meinung nach kann man die taktischen Ansätze anderer erfolgreicher Trainer nur dann richtig verstehen, wenn man seinen eigenen Fußballerischen Ansatz geformt hat. Es soll einfach nur ein Verständnis dafür schaffen, wie viele Dinge es braucht, um in dieser Sportart erfolgreich zu sein. Denn sobald eine dieser vier Komponenten nicht greift, bin ich als Verantwortlicher deutlich schwerer in der Lage dazu, meine Ziele zu erreichen. Es gab in den letzten Jahren unglaublich viele erfolgreiche Trainer, die auf verschiedenste Art und Weise mit ihrer Taktik erfolgreich waren. Aber eins haben sie alle gemeinsam. Sie haben den Fußball, vor allem aus taktischer Sicht, geprägt und gewisse Systeme und Methoden weiterentwickelt und perfektioniert. Fünf Trainer habe ich dafür analysiert und werde sie euch näher bringen. Jeder Trainer hat damit in seinem eigenen Stil den Fußball geprägt und taktisch neue Maßstäbe gesetzt. Auch hier ist es mir nochmal wichtig zu sagen, dass es nicht das eine richtige System gibt. Ihr werdet sehen, dass viele Wege zum Erfolg führen. Es ist einfach eine Inspiration und eine Hilfestellung, den Fußball besser zu verstehen.

The Mastermind

Fangen wir mit dem für mich besten Trainer aller Zeiten an. "The Mastermind" himself. Senior Pep Guardiola. Kein Trainer der Welt steht für so viele innovative Ideen und so viel taktisches Verständnis wie der Spanier. Sein Fußball wurde häufig mit dem Wort "Tiki-Taka" beschrieben. Doch das wird seinem Spiel nicht ganz gerecht. Sein Spiel besteht nicht nur aus Ball empfangen und Ball spielen, sondern ist deutlich weitläufiger und komplizierter. Um seinen Spielstil zu verstehen, muss man anfangen sich mit Guardiola als Spieler zu befassen. 1990 gab der schmächtige 6er im Alter von 19 Jahren sein Debüt für den FC Barcelona unter dem Trainer und seinem späteren Lehrmeister Johan Cruyff. Guardiola sagte einst, dass er keine Ahnung von Fußball hatte, bis er Cruyff traf. In einem Interview verriet Guardiola, dass Cruyff immer genau das Gegenteil von dem sagte, was Guardiola als Spieler dachte. Ein simples Beispiel. Hatte man ein schlechtes Spiel, wartete man in der Halbzeit darauf, dass Cruyff laut wurde und mitteilte, dass man mehr kämpfen und laufen solle. Aber ganz im Gegenteil. Laut Guardiola sagte Cruyff, dass man schlecht spielte, weil man zu viel gelaufen sei. Man soll den Ball dahin passen, wo man ihn hin haben möchte und nicht dem Ball hinterherlaufen. Einfach gesagt beruht darauf die Spielphilosophie von Pep Guardiola. Cruyff hat dafür den Grundstein gelegt und Guardiola hat diesen perfektioniert. Bis 2022 ist Guardiola 14 Jahre Vereinstrainer auf Profiniveau und hat dort 32 Titel gesammelt. Eine beeindruckende Quote.

Um eine solche Titelsammlung zu erreichen, spielt Guardiola das sogenannte "Positional Play". Dies ist ein taktischer Ansatz, bei dem es darum geht nummerische Überzahlen auf dem Platz zu schaffen. Im ersten Schritt unterteilt Guardiola hierfür den gesamten Platz in Zonen. Diese Zonen setzen sich aus vertikalen und horizontalen Linien zusammen, an denen sich die Spieler orientieren können. Wichtig dabei ist, dass das Positional Play für alle Zonen im Spielfeld gilt. Angefangen beim Aufbauspiel des Torhüters und der Abwehr, über das Mittelfeld, bis hin zum Angriff.

Innerhalb dieser Zonen bewegen sich maximal zwei Spieler auf einer vertikalen Linie und maximal drei Spieler auf einer horizontalen Linie. Die Spieler bewegen sich dabei sehr variabel auf dem Spielfeld und rotieren ständig in den Positionen. Es gibt also im Spiel mit dem Ball keine festgeschriebene Grundformation. Das Zentrum spielt hierbei die größte Rolle. Um das Zentrum am besten zu bespielen, muss man die gesamte Breite des Spielfelds nutzen. Das heißt, dass man immer zwei Spieler maximal breit an den Außenlinien positioniert, um Platz im Zentrum zu schaffen. Um die Positionierung der Spieler an der Auslinie am besten nutzen zu können, spielen dort meistens technisch starke und vor allem schnelle Spieler, die 1 gegen 1 Situationen auflösen können. Guardiola hat dahingehend sein Spiel über die letzten Jahre angepasst. Vor allem bei Manchester City spielte er bis zu Saison 22/23 ohne einen klaren 9er, was die Strukturen im Spielaufbau verändert hat. Über die letzten Jahre spielte City dabei häufig in einem 3-2-2-3 Aufbau, in welchem es keinen klaren 9er gab.

Der Spielaufbau lief immer über eine 3er Kette. Meistens mit asymmetrischen Außenverteidigern. Walker ließ sich zum Spielaufbau als rechter Innenverteidiger fallen, während Cancelo meistens invers als 6er eingerückt ist. Die Außenspieler (in dem Beispielbild oben Bernardo Silva und Mahrez) binden immer die gegnerischen Außenverteidiger und schaffen somit Platz im Halbraum. Die schon angesprochene Positionsrotation war für das 3-2-2-3 von Guardiola der Schlüssel zum Erfolg. Spieler wie Bernardo Silva, Phil Foden oder Kevin De Bruyne bringen ein variables Profil mit und können im eigenen Ballbesitz in den Positionen rotieren. Das macht sie innerhalb dieser Struktur für den Gegner extrem schwer zu greifen. Und genau so wurde auch die Lücke des fehlenden 9ers aufgefangen. Es gab keinen klaren Zielspieler, sondern das gesamte Spiel im gegnerischen 16er wurde auf mehrere Schultern verteilt. In der Saison 22/23 kam dann aber mit Erling Haaland der von Guardiola geforderte Zielspieler. Trotz vieler Stimmen, dass Haaland nicht in Guardiolas System passt, hat der Spanier einmal mehr bewiesen, wie flexibel sein System ist und dass er es ohne Probleme schafft einen klaren 9er einzubauen, ohne die Grundregeln des Positional Play zu brechen. Da City unter Pep so gut wie nie gepresst wird, hat er die Statik in seinem Spiel noch einmal verändert. Aus einem 3 + 2 Aufbau wurde ein 2 + 3 Aufbau, in dem meistens beide Außenverteidiger invers spielten und auf die 8 einrückten.

Die 3er Reihe vorne bleibt dabei aber unverändert. Es gibt aber den entscheidenden Vorteil, dass Haaland beide Innenverteidiger und die Außen die gegnerischen Außenverteidiger permanent binden. Dadurch entsteht eine nummerische Überzahl im Zentrum, die technisch/taktisch starke Spieler wie De Bruyne oder Bernardo Silva immer ausspielen können. Dadurch, dass es einen klaren Zielspieler vorne gibt, sind vor allem die Spieler im Halbraum deutlich flexibler im Zentrum. So war es beispielsweise Phil Foden der sich gegen Crystal Palace häufig den Ball vor den Innenverteidigern abholte.

Quelle: Sky

Auf dem Bild (oben) seht ihr perfekt die Struktur im eigenen Spielaufbau. Der angesprochene 2 + 3 Aufbau mit Dias und Stones in der Innenverteidigung. Davor das 3er Mittelfeld aus Rodri, Foden und Gündogan. Alvarez und Walker binden Ballnah und Ballfern die Außenspieler. Dadurch hat City im Zentrum die häufig erwähnte nummerische Überzahl und kommt so schnell von der Abwehr über den Halbraum ins letzte Drittel.

Und vor allem im Angriffsdrittel liegen die Stärken von Manchester City. Durchschnittlich hat City in der Saison einen Ballbesitz von 66 % und liegen damit 5 % über dem zweitplatzierten Liverpool. Die Königsdisziplin dabei ist es, den Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte gegen tiefstehende Mannschaften zu halten und aus diesem Ballbesitz heraus Torchancen zu generieren. Und genau das macht City unter Guardiola. Sie geben alleine in der Hinrunde 22/23 247 Schüsse ab. 88 davon gehen auf das gegnerische Tor. Aus diesen Torchancen erzielt City 40 Tore. Sie liegen damit statistisch in jedem Wert auf dem ersten Platz. Insgesamt spielt City in der Hinrunde 9550 Pässe bei einer Passquote von 89,4 %. Damit spielen sie knapp 1000 Pässe mehr als der der zweitplatzierten Liverpool. Diese Dominanz lässt sich einzig und allein auf das Positional Play von Pep Guardiola zurückführen. Denn Ballbesitz hat keinen Wert, wenn man daraus kein Kapital in Form von Toren schlägt. Eine wichtige Rolle spielt dabei vor allem die Besetzung der Spieler im gegnerischen 16er. Häufig ist es Cancelo, der aus dem Halbraum sogenannte Chipbälle auf den zweiten Pfosten schlägt, auf den Haaland läuft.

Quelle: Dazn

Doch zu Guardiola gehört nicht nur das Spiel mit dem Ball. Seine Mannschaften gehören auch immer zu den besten Teams was das Gegenpressing angeht. Guardiola sagte einst sinngemäß in einem Interview, dass er den Ball für 90 Minuten haben möchte. Wenn der Ball verloren geht, möchte er, dass seine Teams sofort ins Gegenpressing gehen, um den Ball zurückzugewinnen. Und genau das macht City unter Pep. Nach Ballverlust wird das Spielfeld "geviertelt" und die Ballnahen Spieler gehen sofort in ein aggressives Gegenpressing. Wichtig dabei ist, dass beim Gegenpressing die Abstände stimmen. Der Spieler, der dem Ball am nächsten ist, läuft im höchsten Tempo auf den Ballführenden Spieler. Dahinter werden die Passwege und die anschließenden Passoptionen zugestellt. Ballfern lässt City immer die Gegenspieler frei, um gegen den Ball eine Überzahl zu schaffen und somit möglichst schnell den Ball zurückzuerobern. Hat der Gegner beispielsweise einen Abstoß, passt Guardiola seine Pressingformation dem Gegner an. So hat er in der Saison 22/23 im Spiel gegen Liverpool aus einem 4-4-2 mit Raute gepresst. Bernardo Silva und De Bruyne waren die erste Pressinglinie. Dahinter Haaland, der den 6er von Liverpool permanent zugestellt hat. Guardiola ist dahingehend also sehr wandelbar.

Quelle: ManCity Youtube

Auf dem Bild (oben) sieht man exemplarisch, wie City presst. Haaland läuft im höchsten Tempo auf den Passgeber. Die komplette City Mannschaft schiebt in das linke Viertel des Spielfelds. Ballfern wird der gegnerische Außenverteidiger freigelassen. Sollte der Ball diagonal gespielt werden, hat City immer noch genug Zeit sich wieder in die Ordnung fallen zu lassen und den Gegner außen zu stellen. Hat man den Gegner an der Auslinie ist er immer einfach zu verteidigen, da er sehr weit weg vom eigenen Tor ist und er nur eine Angriffslinie hat (die Auslinie). Dort braucht der Außenverteidiger von City den Gegner nur zu stellen. Wichtig ist es Guardiola, dass im Gegenpressing vor allem das Zentrum geschlossen wird. Wie im eigenen Spiel, gilt auch für das Spiel des Gegners, dass man im Halbraum immer am schwersten zu verteidigen ist, da man selber oder der Gegner mehrere Angriffslinien hat, die man verteidigen muss.

Kommen wir im letzten Punkt zu einem Fazit. Unbestritten gehört Pep Guardiola zu den besten Trainern, die der Fußball jemals gesehen hat. Für mich ist er, wie anfangs von erwähnt, der beste Trainer aller Zeiten. Er hat den Grundgedanken des Positional Play von Cruyff aufgegriffen und auf seine Art und Weise perfektioniert. Sein Fußball steht für absolute Dominanz und Erfolg. Trotzdem braucht man, wenn man diese Art von Fußball spielen möchte, eine unfassbare Qualität an Spielern, die dies umsetzen können. Die Spieler Guardiolas sind technisch/taktisch maximal ausgebildet und verfügen über höchste Kompetenz in den kognitiven Bereichen, was sie zu sehr Spielintelligenten Spielern macht. Trotzdem hat es Guardiola über die letzten Jahre immer wieder geschafft, Spieler in neuen Rollen an ihr Leistungslimit zu bringen. Er hat dem wohl besten Spieler aller Zeiten, Lionel Messi, verholfen, sein Spiel auf ein neuen Level zu bringen. Er hat in seinem System Weltstars geformt. Bei Manchester City denke ich hierbei vor allem an Bernardo Silva und Joao Cancelo. Und auch die Deutsche Nationalmannschaft hat 2014, als sie Weltmeister wurden, extrem von dem Trainer Guardiola profitiert. Er hat bei Bayern Spieler wie Boateng, Lahm oder Müller auf ihr maximales Leistungslevel gehoben und somit seinen Teil zum Weltmeistertitel beigetragen. Man kann ihm sicherlich vorwerfen, dass in den letzten Jahren der größte Titel auf Vereinsebene fehlt. Trotzdem hat es kein Trainer annähernd geschafft, über Jahre eine solche fußballerische Dominanz auf den Platz zu bringen und damit Spieler so weiterzuentwickeln wie Guardiola. Für mich der beste aller Zeiten, der den Fußball mit seinem taktischen Verständnis auf ein neues Level gehoben hat.

The Special One

Spricht man über die besten der Trainer der letzten 20 Jahre, kommt man nicht an Jose Mourinho vorbei. 35 Titel in 22 Jahren sprechen hierbei eine deutliche Sprache. Der Portugiese ist hierbei vor allem einer der Trainer, die am härtesten für den Erfolg gearbeitet haben. "The Special One", wie er sich selber nennt, hat für den Erfolg seiner Teams gewisse Strukturen und Muster erschaffen und weiterentwickelt. Die Struktur oder das System, um das es sich handelt, nennt sich auf portugiesisch "periodización táctica" oder auf Deutsch "Taktische Periodisierung". Es stammt ursprünglich von dem Wissenschaftler Victor Frade, der es in den 90er Jahren entwickelt hat. Heutzutage bringt man vor allem Jose Mourinho damit in Verbindung. Die taktische Periodisierung ist die bis heute extremste Form der Planung im Fußball. Wichtig ist, dass man den Fußball dabei ganzheitlich betrachtet. Aspekte wie Technik, Taktik und Athletik werden nicht gesondert trainiert, sondern werden simultan zueinander in verschiedenen Spielphasen trainiert. Eine übergeordnete Rolle spielt dabei, wie der Name schon verrät, die Taktik. Bevor Mourinho eine Mannschaft übernimmt schaut er immer auf den "Ist-Zustand" einer Mannschaft und schaut, wofür der Verein steht. Dort wir geschaut, welche Philosophie der Verein hat, was die Fans erwarten und welche Ziele der Verein verfolgt. Danach analysiert Mourinho die Liga. Daraus setzt sich dann die Taktische Idee zusammen. Nehmen wir hier seine Zeit in der Premier Leauge als Beispiel. Zu seiner Zeit eine extrem physisch geprägte Liga, in der vor allem mit schnellem Umschalten von defensive auf offensive gespielt wurde. Genau an diese Aspekte hat sich Mourinho für seine taktische Grundansatz angepasst. Gehen wir einen Schritt weiter. Zur Taktischen Periodisierung gehört dazu, dass man eine gezielte Trainingsperiodisierung vornimmt. Diese ist dabei extrem Gegnerorientiert und betrachtet, wie schon im Vorlauf erwähnt, alle Aspekte des Fußballs ganzheitlich. Man arbeitet die komplette Saison sehr zielorientiert, um sich maximal gut für den Wettkampf am Wochenende vorzubereiten. Im ersten Schritt wird das Spiel grundlegend in vier Phasen unterteilt. In der ersten Phase der eigene Ballbesitz (der Gegner ist organisiert). Die zweite Phase ist das Umschalten nach Ballverlust (Eigene Mannschaft ist unorganisiert). Die dritte Phase ist das Umschalten nach Ballgewinn (der Gegner ist unorganisiert). Die vierte und letzte Phase ist der Gegner im Ballbesitz (eigene Mannschaft ist organisiert).

Quelle: Sportsense

Diese vier Phasen im Spiel dienen als Orientierungspunkte für Trainer und Mannschaft. Sie soll den Spielern helfen, sich in diesen Momenten des Spiels richtig zu verhalten und ein blindes Verständnis zu schaffen, was in der jeweiligen Phase zu tun ist. Diese einzelnen Phasen werden anhand der im Vorlauf entwickelten Taktik noch einmal spezifiziert und in Prinzipien unterteilt. Schauen wir uns dies einmal detailliert an, landen wir bei exakt 5 Unterteilungen. An oberster Stelle steht die taktische Idee. Dann kommt die jeweilige Phase im Spiel. Danach folgt eine Kategorisierung in drei Kategorien. Angefangen mit den Maximen. Dies sind Gruppentaktische Inhalte, die in der jeweiligen Spielsituation wichtig sind. Gefolgt von einem Subprinzip, was Gruppentaktischen Inhalten entspricht. Zum Schluss bleibt ein SubSubPrinzip übrig, was auf die Individualtaktik eingeht. Klingt erst mal kompliziert, ist es aber nicht. Daher ein Beispiel. Unsere taktische Idee ist Ballorientiert. Wir möchten ein dynamisches Spiel nach Ballgewinn und möglichst schnell zum Torerfolg kommen. Dann nehme ich eine der vier Phasen, die wir im Vorlauf kategorisiert haben. In diesem Ballspiel ist es, dass der Gegner im Ballbesitz ist. Gehen wir weiter zu unserer Maxime. Gruppentaktisch bedeutet das, dass wir möglichst kompakt in den Ketten stehen und Ballorientiert sehr aggressiv verteidigen. Im ersten Subprinzip unterteilen wir dann in die jeweiligen Gruppen. Wir unterteilen hier in Abwehr, Mittelfeld und Angriff, um es möglichst simpel zu gestalten. Unsere Abwehr verteidigt permanent nach vorne und hat ein besonderes Augenmerk auf das Schiebeverhalten, wenn einer der Verteidiger aus der Kette raus schiebt und nach vorne verteidigt. Unser Mittelfeld bleibt in der Ordnung, prüft alle Handlungsoptionen ins letzte Drittel bei Ballgewinn und verteidigt Raumorientiert zwischen Verteidigung und Mittelfeld. Unser Angriff bildet in dieser Phase die erste Verteidigungslinie, sollte der Ballführende Spieler der Innenverteidiger des Gegners sein. Sollte die erste Verteidigungslinie überspielt sein, lassen sich die Angreifer wieder in die defensive Ordnung fallen. Der letzte Schritt ist dann der Blick auf die SubSubPrinzipien. Wir möchten das unsere Spieler permanent kognitiv mitdenken und so den Platz scannen und defensiv die Räume schließen. Wir möchten, dass der Ballnahe Spieler den Ballführenden Spieler aggresiv anläuft und durch sein Anlaufverhalten den Gegner nach außen lenkt. Als letztes möchten wir, dass die Spieler bei einem Rückpass nachrücken, damit keine Lücken zwischen den Ketten entstehen. Ist also alles halb so kompliziert, wie es anfänglich klingt. Diese genaue Unterteilung hilft aber dabei, die Spieler bestmöglich auf jede Situation im Spiel vorzubereiten und ist dabei äußerst zielorientiert. Durch diese Klassifizierung wissen die Spieler sofort, was in welcher Situation die richtige Anschlussreaktion sein kann. Beispielsweise kann es Unterschiede machen, wenn der Gegner den Ball vertikal oder diagonal im eigenen Ballbesitz spielt. Die Spieler wissen dann aber, welche Reaktion in dem Moment die richtige ist. Ihr merkt schon, um diese Art von Fußball spielen zu wollen, muss man extrem Detailversessen sein. Und genau so ist Mourinho. Durch die Periodisierung schafft Mourinho ein übergeordnetes Ziel für die Mannschaft, für welches alle arbeiten und welches schon vor der Saison festgelegt wurde. Zu der Taktischen Periodisierung gehört im zweiten Schritt eine detailreiche Trainingsplanung dazu. Wie schon erwähnt, wird das Training bei der Taktischen Periodisierung ganzheitlich betrachtet. Es werden keine einzelnen Inhalte trainiert, sondern alle Aspekte des Fußballs fließen mit in eine Trainingseinheit ein. Um ein Training zu planen, orientiert man sich an sogenannten "methodischen Prinzipen", die ihr in dem unten angefügten Bild seht.

Quelle: fc-nister.com

Die Spieler sollen die Spielidee und die Trainingseinheiten dabei nicht unreflektiert durchführen. Sie sollen jede einzelne Phase und die Idee dahinter verinnerlichen. Daher ist Mourinho ein sehr aktiver Trainer, der seinen Spielern helfen will alles zu verstehen und somit ein maximales Verständnis für jede Situation im Spiel zu schaffen. Spieler sollen unter Mourinho mitdenken und sind somit quasi Schüler und keine Soldaten, die Befehle ausführen. Man mag Mourinho manchmal für einen extrem strengen und harten Trainer halten. Seine Einstellung für den Fußball und seine Taktik benötigen aber eine große Portion Empathie und Einfühlungsvermögen. Er fordert die Spieler ganzheitlich bis ans Maximum, hat aber dafür auch immer viel zurückgegeben. Meistens waren es Titel oder sportliche Erfolge.

In der taktischen Periodisierung ist es wichtig, dass man sein Training und seine Ziele vorausplant. Wie schon erwähnt orientiert sich alles am Wettkampf, welcher meistens am Wochenende stattfindet. Daher ist die Woche von Montag bis Freitag besonders wichtig für die Periodisierung. In der Vorbereitung für das nächste Spiel am Wochenende fließen die Erkenntnisse aus dem letzten Spiel genau so mit ein, wie die Idee, wie man den nächsten Gegner bespielen möchte. Unter dem Prinzip der systematischen Wiederholung (siehe Bild oben) fließen wichtige Aspekte der eigenen Taktik besonders häufig in die Planung einer Trainingswoche ein. Der Trainingsplan muss inhaltlich perfekt aufeinander abgestimmt sein. Nach dem Prinzip der komplexen Progression werden alle Prinzipien (Maxime, Subprinzip und SubSubPrinzip) trainiert. Die Wellenförmige Periodisierung dient der perfekten Vorbereitung in den Punkten Belastungssteuerung und mentale Verfassung der Spieler. Nach einem Spiel wird bei der taktischen Periodisierung in aktive und passive Regeneration unterteilt. Einfach gesagt, ist der Tag nach dem Spiel immer frei und dient der passiven Regeneration. Am zweiten Tag fängt dann die aktive Regeneration an. Dort fließen wieder alle Prinzipien in die Trainingsarbeit mit ein. Spieler mit hoher Belastung am Spieltag werden hierfür aber in einen niedrigintensiven Teil gepackt. Spieler ohne Spielzeit oder mit wenig Spielzeit, arbeiten dann wieder mit der maximalen Intensität. Mitte einer Trainingswoche wird dann in Wettbewerbsnahen Spielformen gearbeitet, die vor allem die Intensität eines Spieltags ähneln. Hierbei stehen vor allem die Aspekte wie Kraft/Ausdauer und die maximale Belastung in Konzentration und Aufassungsvermögen der spieler in Drucksituationen. Nähert man sich dann dem nächsten Spieltag wird die Intensität in den Trainingseinheiten runtergeschraubt und die es kommt zu der Aktivierung, welche meist einen Tag vor dem Spiel stattfindet. Hier steht vor allem die Taktik im Vordergrund, welche am Tag vor dem Spiel Gegnerspezifisch trainiert wird. Das macht aus psychologischer Sicht auch am meisten Sinn, da die Spieler so kurz vor dem Spiel den höchstmöglichen input an taktischen Infos zu dem Gegner bekommen.

Quelle: spielverlagerung.com Eine Wochenplanung nach Mourinhos Prinzipien

Am Ende wieder eine Zusammenfassung von der "Taktischen Periodisierung", die Jose Mourinho zu einem der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten gemacht hat. Ihr habt sicherlich gemerkt, dass diese Art den Fußball zu planen extrem detailliert und kompliziert ist. Und vor allem hat die Taktische Periodisierung die Schwäche, dass sie wenig Raum für Entwicklung gibt. Alles ist bis ins Detail durchgeplant und zielt darauf ab, die Leistung ohne Ausschläge nach oben oder unten stabil über die komplette Saison zu halten. Aus diesem Grund ist Mourinho als Trainer auch so gut darin, Teams zu stabilisieren. Sand kommt immer dann ins Getriebe, wenn er langfristig einen Verein weiterentwickeln soll. Dafür ist dieses System einfach nicht ausgelegt. Dazu ist der Fußball in den letzten Jahren so komplex und vor allem auch schnelllebig innerhalb eines Spiels geworden, dass man nicht mehr alles bis ins letzte Detail durchplanen kann. Im normalen Ligabetrieb ist es meistens ein reagieren auf die taktischen Umstellungen des Trainers während eines Spiels. Man kann dort nicht immer alles vorausplanen. Dazu wird Mourinho oft vorgeworfen, dass sein Fußball extrem unattraktiv sei. Dabei arbeitet mit der taktischen Periodisierung einfach nur extrem zielorientiert. Die taktische Periodisierung geht davon aus, dass die Defensive das wichtigste Element einer Taktik ist. Die Null muss stehen, Tore kann man vorne immer machen. Genau deswegen steht Mourinho für den "Mauerfußball" wie kein zweiter. Die Titel der letzten Jahre geben ihm recht. Die größte Schwachstelle ist aber wohl die Entwicklung der jungen Spieler, die in diesem System wenig Platz zur Entfaltung haben. Und genau das ist der Grund, warum es Spieler wie De Bruyne oder Salah bei Chelsea unter Mourinho nicht geschafft haben. Mourinho braucht für seinen Spielstil "fertige Spieler", die er über eine Saison auf einem konstant hohen Leistungslevel halten kann. Stimmen die Voraussetzungen innerhalb des Vereins und sind die Spieler bereit dazu, die Taktische Periodisierung Mourinhos mitzutragen, kann er jeden Verein besser machen. Unbestritten einer der besten Trainer unserer Zeit, der auch in der Saison 22/23 wieder tolle Arbeit der Roma macht.

"The Normal One"

Ein weiterer Trainer, den man zu den besten unserer Zeit dazu zählen muss, ist Jürgen Klopp. Er leitete die letzte Titelreiche Zeit des BVB ein und schaffte dort fußballerische Strukturen, die er dann bei Liverpool weiterentwickelt hat und Liverpool so wieder zu altem Glanz verholfen hat. Schauen wir auch hier wieder am Anfang auf die Titel. Es sind 12 Titel in 14 Jahren als Trainer. Allesamt mit Mannschaften geholt, die es wohl in der Form keiner zugetraut hätte. Klopp steht mit seinem Fußball für die höchstmögliche Intensität im Pressing/Gegenpressing und vor allem für spektakulären Offensivfußball. Wie sich das taktisch auswirkt, schauen wir uns folgend an.

Schaut man rein auf die nackten Zahlen, könnte man denken, dass der Klopp Fußball dem von Pep Guardiola sehr ähnelt. Sie liegen statistisch was geschossene Tore und kreierte Torchancen angeht meist gleichauf. Auch was die Pässe angeht, steht Klopps Liverpool Pep Guardiolas Manchester City in fast nichts nach. Zwei Schwergewichte des europäischen Spitzenfußballs eben. Doch aus rein taktischer Sicht, gibt es signifikante Unterschiede in den jeweiligen Systemen. Klopp hat klare Abläufe in seinem Spielaufbau, die sich von den Strukturen Pep Guardiolas unterscheiden. In der Grundformation lässt Klopp so gut wie immer in einem 4-3-3 spielen. Im Spielaufbau wechselt Klopp dabei entweder auf einen 2 + 3 Aufbau oder situativ auf einen 3 + 3 Aufbau. Wird das Spiel aus einer 3er Kette aufgebaut, spielt Liverpool trotzdem ohne abkippenden 6er. Der 6er positioniert sich immer zwischen den Innenverteidigern und den 8ern als Verbindungsspieler.

Eine der wichtigsten Rollen hat in Klopps System die "falsche 9". Auf dem Beispielbild (oben) ist es Diogo Jota. Dieser schiebt aus dem Zentrum häufig in den Ballnahen Halbraum, um dort Überzahlen zu schaffen. Ähnlich wie bei Guardiola möchte Klopp das Spiel breit machen, um Andy Robertson über die Halbräume ins Spiel zu bringen. Dadurch, dass Liverpool in ihrem Spiel eine extreme breite hat, binden die Außenspieler immer die gegnerischen Außenverteidiger und schaffen somit Platz im Zentrum für die einrückenden Flügel. Über die letzten Jahre waren es immer Salah und Mane. In der neuen Saison wurde Mane durch Darwin Nunez ersetzt.

Quelle: Sky

Auf dem Beispielbild (oben) seht ihr Liverpools Struktur perfekt. Southampton verteidigt komptakt in der eigenen Hälfte. Daher baut Liverpool über die 2 + 3 Struktur auf. Firmino lässt sich in diesem Fall aus dem Zentrum in den Halbraum fallen und bringt den hochstehenden Andy Robertson ins Spiel.

Quelle: Sky

Liverpool bekommt so schnell die Ketten überspielt. Nachdem der Ball außen bei Robertson ist, starten beide Stürmer aus dem Halbraum brachial in den 16er. Robertson ist rein qualitativ einer der besten Flankengeber Weltweit, weshalb es häufig zu großen Torchancen kommt. In dem Beispiel gegen Southampton endet es im Torerfolg. Wir haben also schon einmal das erste Angriffsmuster von Klopp. Über einen 2 + 3 Aufbau gegen tiefstehende Gegner Überzahlen im Zentrum schaffen und durch eine falsche 9, die sich in den Halbraum fallen lässt ein schnelles überspielen der Ketten. Gegen Teams, die gegen Liverpool hoch pressen, baut Klopp in einem 3 + 3 auf.

Dabei bauen die Außenverteidiger asymmetrisch auf. Trent lässt sich häufig als rechten Innenverteidiger fallen und schafft somit eine Überzahl oder Gleichzahl in der Abwehr beim Spielaufbau. Der Linke Verteidiger (Robertson) schiebt wieder extrem hoch, um dort Gegenspieler zu binden. Die falsche 9 (Jota) lässt sich Zentral fallen um Ballnah Überzahlen zu schaffen. Wird der erste Ball beispielsweise auf Thiago gespielt, lässt sich Jota in den linken Halbraum fallen. Anders als bei einem Aufbau mit nur zwei Verteidigern hat Liverpool in der letzten Kette nur einen Stürmer. Daher ist es wichtig, dass Liverpool unter Klopp die Ketten immer im höchsten Tempo vorschiebt, um die Lücken zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff zu schließen und bei Ballverlust sofort in ein aggressives Gegenpressing zu gehen. Denn das Pressing/Gegenpressing ist das wohl wichtigste Element in Klopps Fußball. Mit Virgil van Dijk hat Klopp einen Innenverteidiger, der den Ball in Drucksituationen häufig lang und diagonal über die Abwehrkette des Gegners spielen kann. Dann ist es wichtig, dass Liverpool sofort bei Ballverlust ins Gegenpressing geht. Der Ballnahe Spieler ist dafür immer der Auslöser.

Quelle: Sky

In dem Beispielbild (oben) überspielt Van Dijk mit einem langen Ball die Abwehrkette von Manchester City. Diese gewinnen den Ball zurück und Liverpool startet das Gegenpressing. Die Ballfernen Spieler des Gegners werden freigelassen. Ballnah werden alle gegnerischen Spieler zugestellt und angelaufen, um sofort den Ball zu gewinnen und so den Gegner weit weg vom eigenen Tor zu halten und wenn möglich selbst in eine gute Abschlussposition zu kommen. Defensiv hat man immer mindestens eine zwei Mann Absicherung, um gegen den gegnerischen Angreifer eine Überzahl zu haben. Die restlichen Spieler gehen alle ins Gegenpressing. Der Fußball von Klopp lebt also von Umschaltmomenten und vielen Kontersituationen gepaart mit einem guten Gegenpressing. Klopp hat über die letzten Jahre viele Elemente im Spielaufbau mit einfließen lassen, diese sind aber nicht der Hauptbestandteil seiner Spielphilosophie. Klopp möchte mit seinen Teams einen möglichst attraktiven offensiven Fußball spielen lassen und hat sich dafür in den letzten Jahren, genau wie Guardiola bei City, eine Mannschaft zusammengekauft, die genau diese Art von Fußball umsetzen können. Klopp hat in diesem System Spieler wie Henderson oder Salah auf ein neues Level gehoben. Er hat ihre Stärken erkannt und in seinem System zur Geltung gebracht. Dazu hat Liverpool mit Alisson einen Torhüter, der ähnlich wie Van Dijk den Ball häufig extrem Präzise hinter die letzte Kette schlagen kann und somit einen "einkalkulierten Fehlpass" spielt, um seiner Mannschaft einen guten Pressingmoment zu geben.

Und auch hier wieder ein Fazit. Klopp hat es vor allem bei Dortmund und Liverpool geschafft, seinen Fußball an ein hochemotionales Umfeld anzupassen und hat verstanden, wofür diese Vereine stehen und welche Art von Fußball man dort spielen lassen muss. Klopps Mannschaften haben nie einfach nur reagiert und abgewartet, sondern immer einen aktiven Fußball gespielt. Der Mensch Klopp schafft es dabei seine Spieler emotional zu packen und für seine Idee von Fußball durchs Feuer zu gehen. Er hat es geschafft aus den Basics des Fußballs (Kampf, Wille, Ehrgeiz) ein Spielsystem zu formen und dies ständig weiterzuentwickeln. Jürgen Klopp ist ein Entwickler, ein Trainer, der seine Mannschaften besser macht. Mit etwas mehr Glück wäre auch Klopps Titelsammlung noch größer gewesen. Trotzdem hat er den Fußball mit seinem System mitgeprägt und ist definitiv einer der besten Trainer unserer Zeit.

"Der Fußball-Professor"

Ralf Rangnick ist wohl einer der Trainer, die den Fußball in Deutschland, sowie

Weltweit, extrem mitgeprägt haben. Seine Visionen von Fußball und seine einzigartigen Strukturen, die er geschaffen hat, sind bis heute fast unerreicht. Rangnick steht für eine bestimmte Art von Fußball und ist ein Experte darin nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die Vereine über Jahre tragen. Worauf genau Rangnick dort setzt und was seine Strukturen so besonders macht: Hier meine Analyse.

Um Rangnicks Idee von Fußball zu verstehen, muss man an seine Anfänge als Trainer zurückgehen. Eine seiner ersten Stationen als Coach war sein Heimatverein FC Victoria Baknang, Ein Sechstligist. Amatuerverein eben. Schon dort hatte Rangnick die Vision von einem modernen Verein. Er krempelte die Strukturen komplett um. Schaffte Bedingungen auf Profiniveau und implizierte den Spielern eine Idee von Fußball, mit denen er in einem Freundschaftsspiel Dynamo Kiev schlug. Der gegnerische Trainer war fasziniert. In den ersten Minuten des Spiel dachte Valeriy Lobanovskyi, dass Rangnicks Team mit 13 oder 14 Mann spielen würde. Die Intensität vom damaligen Bezirksligisten und die Strukturen gegen den Ball waren überragend. Der Gegner aus Kiew hatte keine Sekunde Zeit zum durchatmen. Und genau das sind die Anfänge der Spielidee von Ralf Rangnick. Ein Visionär des Fußballs. Nachdem er seinen Heimatverein von der Bezirksliga bis in die Verbandsliga geführt hatte, ging es für Rangnick in die Jugend zum VFB Stuttgart. Er übernahm dort verschiedene Jugendteams. Dort lernte Rangnick Helmut Groß kennen. Seinen "taktischen Seelenverwandten". Zusammen entwickeln sie die taktische Idee von der Ballorientierten Raumdeckung. Dies ist eine Form des aggressiven Pressings in Kombinationen mit Zonenverteidigung. Rangnick ist dort schon ein Verfechter von Halbraumpressing. Das Anspiel auf den Außenverteidiger und den 6er des Gegners wird zugelassen. Sobald der 6er den Ball im Halbraum empfängt, pressen sofort zwei Spieler mit höchster Intensität.

Halbraumpressing nach Rangnick

Rangnick und Groß waren zu ihrer Zeit die ersten Trainer, die von einem "Konzepttrainer" gesprochen haben. Simpel erklärt ist dies ein Trainer, der unter einer klar definierten Spielidee arbeitet und an langfristige Entwicklungsprozesse innerhalb dieser Philosophie glaubt. Die Spielidee Rangnicks bestand aus vier wichtigen Eckpfeilern.

Viererkette und Zonenorientieres verteidigen:

  • Verteidigt wird immer Ballorientiert und in Zonen

  • Der Ball ist der Fixpunkt für das verschieben innerhalb der Defensive

  • Klare Mann gegen Mann Zuteilung defensiv und ein klar bestimmter Spieler, der das Pressing auslöst

"Pressingfallen" stellen und so hohe Ballgewinne erzwingen:

  • Gegen den Ball wird aggressiv verteidigt

  • Durch das aggressive anlaufen wird der Ballführende Spieler unter Druck gesetzt und hat so wenig Zeit zu überlegen, wo er den Ball hinspielt

  • Dadurch soll ein Fehlpass provoziert werden, der nahe dem gegnerischen Tor ist

  • Je näher der Ball am Tor ist, desto weniger Zeit hat der Gegner sich zu formieren und in die Ordnung zu kommen

  • Es gibt "Pressingwellen" im Spiel, die unnötiges anlaufen vermeiden sollen und den Gegner in ungeordneten Momenten erwischen soll

  • Durch richtige Positionierung der Spieler bestimmt Rangnicks Team, wann der Gegner kontrolliert raus spielen kann, ob er kurz oder lang raus spielen kann und wann er in welcher Zone einen Fehlpass spielen soll

Vertikales Spiel im Ballbesitz:

  • Nach Ballgewinn will Rangnick ein vertikales Spiel, wodurch das Team mit wenig Kontakten in den gegnerischen 16er und bestmöglich zum Torabschluss kommt

  • Nach Rangnicks Idee, wird durch eine zu hohe Anzahl an eigenem Ballbesitz die Chance für einen Ballverlust in gefährlichen Zonen zu hoch

  • Durch zu viel eigenen Ballbesitz wird außerdem das Tempo aus dem Spiel genommen und verringert somit die Chance, viele Pressingmomente beim Gegner zu haben

  • Wichtig für das vertikale Spiel ist, dass sich nach dem Ballgewinn im Pressing viele Spieler auf engem Raum aufhalten, um Ballnah immer eine Überzahl zu haben

Schmale Trainingsfelder:

  • Rangnick und Groß entwarfen ein Konzept, in dem auf extrem schmalen Plätzen trainiert wurde

  • In den Trainingsformen wird auf dem schmalen Platz in kurzen Zeitintervallen trainiert

  • Innerhalb dieser Zeit wird mit der höchstmöglichen Intensität gespielt

  • Durch diese Aspekte trainiert man immer nah an der Taktik

Nun kennt ihr das Spielsystem Rangnicks. Als er dieses in der 90er Jahren in Stuttgart einführte, dachte er aber auch dort schon langfristig. Über die Verbände wurde Rangnicks Spielsystem in der ganzen Region eingeführt. In der ganzen Region wurden also Spieler für Rangnicks System ausgebildet. Nach seiner Karriere als reiner Trainer, übernahm Rangnick meist Projekte, die er langfristig in einer Doppelfunktion betreuen konnte. So war er bei Hoffenheim sowohl Projektmanager und Trainer. Dietmar Hopp gab ihm die Freiheit, die TSG 1899 Hoffenheim nach seinen Wünschen aufzubauen. Rangnick implizierte dort erneut sein Spielsystem und seine Struktur und führte den Verein von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Ähnlich machte er es Jahre später beim Red Bull Kosmos in Leipzig und Salzburg. Seine erste Amtshandlung als Sportlicher Leiter war dort, die Trainer Peter Pacult und Ricardo Moniz zu entlassen und mit Roger Schmidt und Alexander Zorniger Trainer einzustellen, die Rangnicks Idee von Fußball entsprechen. Rangnick sagte einst in einem Interview, dass sich im Fußball alles um die "drei K's" dreht. Konzept, Kompetenz und Kapital. Und genau dort liegt auch ein Problem der Philosophie Rangnicks. Er mag ein Visionär sein, der viele Dinge im Fußball vorausgesagt und mitgeprägt hat. Es gibt aber auch einen Grund, warum er sich bewusst für Finanzstarke Projekte entscheiden hat. Auf höchstem Level benötigt es heutzutage Unmengen von Geld, um Rangnicks Strukturen umzusetzen. Rangnick ist ein Fan des modernen. Er ändert innerhalb des Vereins die komplette Scoutingstruktur, schafft für die Spieler maximal professionelle Strukturen und entwickelt den Verein ganzheitlich in alle Richtungen. Immer mit dem langfristigen Ziel, dass durch sportlichen Erfolg und Kaderwertsteigerung der Verein von alleine, ohne einen großen externen Geldgeber, leben kann. In Hoffenheim hat dies hervorragend funktioniert. Wie man es dreht und wendet. Ralf Rangnick ist und bleibt ein Visionär des Fußballs. Eine der größten Persönlichkeiten, die den Sport sowohl von der Idee als auch von der Struktur verändert haben. Jürgen Klopp sagte einst in einem Interview nach einer 5:1 Niederlage gegen das damalige Hoffenheim, dass man lernen möchte, irgendwann einmal genau so zu spielen wie Hoffenheim. Rangnick ist für viele Trainer auf der ganzen Welt eine Art Lehrmeister und alles, mit der Ausnahme Manchester United, was er angefasst hat, ist zu Gold geworden. Der Fußball-Professor eben.

El Loco

Eine der größten Persönlichkeiten, die der Fußball je hervorgebracht hat. Ein fanatischer Trainer, der vielen der heute besten Trainern weltweit als Vorbild fungiert. El Loco - der Verrückte. Marcelo Bielsa. Es gibt wohl kaum einen besseren Analysten im Fußball als Bielsa. Guardiola sagte einst über ihn, dass Bielsa mehr über sein Team wüsste als Guardiola selber. Die Aussage tätigte er nach einem Spiel zwischem dem FC Barcelona und Athletic Bilbao, welche von Bielsa trainiert wurden. Bielsa hatte jedes Vorbereitungs und Saisonspiel von Barcelona selber analysiert und Guardiola nach dem Spiel alles über Barcelona erzählt. Wie ihr schon merkt, ist Bielsa ein Trainer, der extrem hart für den Erfolg arbeitet. Genau diese Anforderung hat er aber auch an seine Spieler. Schauen wir aber einmal, was Bielsa spielen lässt.

Bielsa vereint mit seiner Spielidee alles, was dem Fußballfan Spaß macht. Ein mutiger, offensiver Fußball. Hochintensives Pressing über das ganze Spiel. Ähnlich wie Guardiola, lässt sich Bielsa dabei aber auf kein System reduzieren. In seiner letzten Station bei Leeds United hatte er 170 Spiele und hat in diesen Spielen 14 verschiedene Systeme spielen lassen. Bielsa arbeitet dabei Gegnerorientiert. Analysiert, wie im Vorlauf beschrieben, jede Mannschaft gegen die er spielt bis ins kleinste Detail. Bielsa's Philosophie entscheidet sich deshalb von anderen, weil sich bei ihm alles um die Taktik und das System dreht. Er wechselt beispielsweise nie die Taktik, weil ein Spieler auf einer wichtigen Position verletzt ist, sondern lässt dort einen Spieler spielen, der in seinen Augen das selbe Profil mitbringt, um die entstandene Lücke adäquat zu füllen. Bei Leeds hat er den nominellen 6er Kelvin Philipps bei Personalproblemen in der Innenverteidigung auflaufen lassen. Bielsa lässt seine Spieler für den Erfolg im wahrsten Sinne des Wortes leiden. Ein simples Beispiel dafür ist seine eigens kreierte Trainingsform "Murderball". Ein simples Trainingsspiel. Gespielt wird über das ganze Feld. Klingt erst mal unproblematisch, bis man sich die Regeln genauer anschaut. Das Spielfeld wird mit 22 Hütchen abgesteckt. Jeder Spieler bekommt sein eigenes Hütchen zugeteilt. Gespielt wird mit einer einzigen Regeln. Jeder Spieler muss dauerhaft in Bewegung sein. Es gibt kein Abseits, keine Fouls. Ist der Ball im Aus wird entweder direkt ein neuer Ball eingeworfen oder jeder Spieler, sollte es länger dauern, sprintet an das ihm zugeteilte Hütchen. "Murderball" wird dauerhaft von dem gesamten Trainerteam betreut. Defensive und Offensive Aktionen sollen im höchsten Tempo ausgespielt werden. Man arbeitet also über die gesamte Zeit im intensivsten Ausdauerbereich. Die Spieler sollen in dieser Trainingsform lernen, sich in freie Räume zu bewegen und diese zu bespielen. Da es keine Fouls gibt, soll jeder Spieler lernen für das Team defensiv zu arbeiten. So wird laut Bielsa aus Individualisten eine Gruppe, die lernt in jedem Moment den Gegner im höchstmöglichen Tempo anzulaufen und nach Ballgewinn die die offensive Aktion in ebenso hohem Tempo auszuspielen. Wie schon gesagt, Bielsa verlangt seinen Spielern alles ab. Jeder Spieler wird dahin entwickelt, dass er im Laufe der Zeit verschiedenste Systeme im Schlaf spielen kann und in diesen Systemen die höchstmögliche Intensität gehen kann. Für "El Loco" steht der Erfolg über allem. Sein Fußball lässt sich nicht an einem System festmachen. In der Premier Leauge startete er meistens in einem 4-1-4-1 gegen den Ball, in dem jeder Spieler klare defensive Aufgaben hatte, die dem Gegner angepasst waren. Im Ballbesitz wechselte das System auf ein 3-3-1-3. Ähnlich wie Guardiola, spielte Bielsa dabei mit inversen Außenverteidigern, um das Zentrum zu überladen. Die einrückenden Außenverteidiger starteten dabei meistens tief in die Halbräume, um Ballnah und Ballfern Überzahlen zu schaffen. Der Außenverteidiger Ayling hatte beispielsweise die zweitmeisten Ballkontakte der Liga. Ein Schlüssel zum Erfolg von Bielsa.

Quelle: Leeds United Youtube → Die Angriffsstruktur von Leeds im letzten Drittel.

Kommen wir auch hier wieder zu einem Fazit. Bielsa ist ein Trainer der alten Schule, der durch seine unbequeme Art, seine harte Arbeit und sein immenses taktisches Wissen zum Vorbild und Mentor vieler Trainer geworden ist. "El Loco" hat es leider nie geschafft, eine Mannschaft langfristig zu entwickeln. Teams konnten seine Intensität meistens nur über einen bestimmten Zeitpunkt mitgehen. Trotzdem kann man sich von seiner Faszination für den Fußball mitreißen lassen und für sich das beste daraus mitnehmen. Seine Analysefähigkeiten sind unglaublich. Ein Vorbild für viele. Einfach ein guter Trainer, der über viele Jahre erfolgreich gearbeitet hat. Legende.

Analysieren

    Um den Fußball ganzheitlich zu verstehen, ist einer der wichtigsten Punkte die Spielanalyse. Egal ob Fan, Journalist oder Mitarbeiter eines Leistungsteams. Wer eine Begeisterung für alles rund um Taktik und Daten hat, kommt um eine detailreiche Spielanalyse nicht herum. Und genau mit diesen befasse ich mich seit Jahren. In der Zeit haben sich gewisse Muster und Strukturen als besonders praktikabel erwiesen, um ein Spiel auf Leistungsniveau zu analysieren und zu verstehen. Ich möchte diese mit euch teilen und damit helfen, die eigene Mannschaft oder die Taktik des Gegners zu verstehen. Vielleicht wird der ein oder andere dazu motiviert, diese Strukturen und Muster aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Ich würde es mir wünschen. Lasst uns beginnen.Bei einer richtigen Spielanalyse reicht es nicht, sich nur mit dem Spiel zu befassen, was man aktuell vor Augen hat. Daher braucht eine Analyse eine detaillierte Vor und Nacharbeit, wie eine Live-Analyse. Bevor man sich mit dem kommenden Spiel beschäftigt, wird also eine Gegneranalyse erstellt. Dort befolge ich einen Ablaufplan, der aufeinander aufbaut und ein Gesamtbild der gegnerischen Mannschaft gibt.1. Der Verein- Tabellenplatzierung- Vereinsidentität- Stimmung rund um den Verein- Erwartungshaltung an die Mannschaft2. Der Trainer- Grundformationen in der Saison- Taktische Variabilität (verschiedene Grundformationen?)- Spielidee ( bspw. hohe Pressingintensität/Hohe Ballgewinne/vertikales Spiel)Damit sind die ersten Informationen gesammelt. Auf diese Art mache ich mir ein erstes Bild vom Team, um die späteren Abläufe schneller und besser verstehen zu können. Denn ich weiß nun im ersten Schritt, in welcher Situation sich der Verein befindet und wie der Trainer, oberflächlich betrachtet, damit umgeht.Der nächste Blick gilt nun dem Kader des Gegners. Bevor ich mich mit den Taktiken und Strukturen eines Teams befasse, ist es wichtig, sich mit den Spielern zu befassen, die dies umsetzen sollen. Dabei erstelle ich eine erste Profilanalyse. Dafür schaue ich mir die einzelnen Mannschaftsteile an. Profivereine und Verbände arbeiten dafür mit Analyseplattformen wie z.B. Wyscout. Dort befinden sich alle Daten zu den Spielern auf einen Blick. Ich möchte euch trotzdem einige Beispiele für die einzelnen Mannschaftteile nennen, die in meinen Augen die wichtigsten sind.1.Torhüter:

  • expected Goals against + die Anzahl der Gegentore

  • Schüsse aufs Tor

  • Abgewehrte Schüsse

  • Passquote bei flachen Pässe

  • Passquote bei hohen Pässen

  • Durchschnittliche Passlänge2.Innenverteidiger:

  • Gewonnene Zweikämpfe pro 90 min in %

  • Anzahl der geführten Zweikämpfe pro 90 min

  • "Errors" (Fehler die zum Gegentor führen) pro Spiel

  • Gewonnene Kopfbälle pro 90 min in %

  • Anzahl der flachen und hohen Pässe pro 90 min

  • Progressive Pässe pro 90 min

  • Progressive Dribblings pro 90 min

  • höchste Geschwindigkeit in km/h in der aktuellen Saison3.Außenverteidiger

  • Anzahl der geführten Zweikämpfe pro 90 min

  • Gewonnene Zweikämpfe pro 90 min in %

  • Progressive Pässe pro 90 min

  • Anzahl der Dribblings pro 90 min

  • Erfolgreiche Dribblings pro 90 min in %

  • Anzahl der Flanken pro 90 min

  • Angekommene Flanken in den gegnerischen 16er pro 90 min

  • Höchste Geschwindigkeit in km/h in der Saison

    4.Sechser

  • Anzahl der gespielten Pässe pro 90 min

  • Angekommene Pässe pro 90 min

  • Anzahl der angekommenen Pässe unter Druck pro 90 min

  • Anzahl der geführten Zweikämpfe pro 90 min

  • Gewonnene Zweikämpfe pro 90 min in %

  • Progressive Pässe pro 90 min

  • Progressive Dribblings pro 90 min

    5. Achter

  • Empfangene Progressive Pässe pro 90 min

  • Berührungen im gegnerischen 16er (Box to Box Fähigkeiten)

  • Durchschnittliche "Pre-Assists" pro 90 min

  • Empfangene Pässe pro 90 min

  • Angekommene Pässe unter Druck pro 90 min

  • Angekommene Pässe pro 90 min in %

  • Anzahl der erfolgreichen Dribblings pro 90 min in %

  • Durchschnittliche Dribblings pro 90 min

    6. Zehner

  • Assist und Pre-Assists pro 90 min

  • "Key Passes" pro 90 min

  • Berührungen im gegnerischen 16er pro 90 min

  • empfangene Progressive Pässe pro 90 min

  • kreierte Chancen pro 90 min

  • Erfolgreiche Dribblings pro 90 min in %

  • Durchschnittliche Dribblings pro 90 min

    7. Flügel

  • Höchste Geschwindigkeit in in km/h in der Saison

  • Erfolgreiche Dribblings pro 90 min in %

  • Durchschnittliche Dribblings pro 90 min

  • Berührungen im gegnerischen 16er pro 90 min

  • Progressive Pässe erhalten pro 90 min

  • "Key Passes" pro 90 min

    8. Stürmer

  • expected Goals und geschossene Tore pro 90 min

  • "Goal conversion rate" pro 90 min in % (wie viele Chancen braucht der Stürmer, um ein Tor zu erzielen)

  • Gewonnene Kopfballduelle pro 90 min in %

  • Kreierte Chancen pro 90 min in

  • Höchste Geschwindigkeit in km/h in der laufenden Saison

Ihr habt nun ein paar Beispiele gelesen, wie einzelne Spielerprofile aussehen könnten. In Vereinen auf Profiniveau gibt es dafür Datenanalysten, die vor jedem Spiel Zahlen, Daten und Fakten zu jedem einzelnen Spieler raus suchen. Diese arbeiten eng zusammen mit den Videoanalysten. Warum die Spielerprofile so wichtig für eine Analyse sind, kommen wir im späteren Verlauf drauf zurück. Im nächsten Schritt befasse ich mich intensiv mit dem Gegner und teile das Spiel der gegnerischen Mannschaft in verschiedenste Phasen ein. Der Fußball ist dynamisch. Kein Spiel findet statisch in einer Grundformation statt. In verschiedensten Phasen des Spiels verändern sich Systeme und Strukturen. Wichtig ist es, sich detailliert einen Plan für jede dieser Phasen zurecht zu legen, um die Chance auf den Erfolg zu steigern. Schauen wir uns die einzelnen Punkte einmal an. Zu jedem Punkt ist selbstverständlich ein Beispiel mitgenannt.

Grundformation:

  • Herausfinden der Grundformation bei Spielbeginn (bspw. Ein 4-4-2)

  • Analyse der Startelf, welche die letzten Spiele gestartet ist

  • Abgleich der Startelf mit den erstellten Spielerprofilen, um einen ersten Überblick zu haben, ob die Spieler mit ihren Stärken/Schwächen zu der Grundformation und der jeweiligen Position passen

Struktur im Ballbesitz:

  • Das Spiel des Gegners in drei Phasen unterteilen → Spielaufbau erstes Drittel (Abwehr), Ballbesitzphase Mittelfeld, Angriffsspiel letztes Drittel

  • Innerhalb dieser drei Phasen wird nochmals detaillierter unterteilt

  • Wichtig ist das Verständnis, dass die meisten Mannschaften innerhalb dieser Phasen verschiedenste Grundordnungen und Strukturen haben, die es zu ermitteln gilt

Habe ich diese Unterteilungen vorgenommen, blicke ich vorab noch einmal genauer in Daten und Statistiken. Auf Profiniveau gibt es von den Datenanalysten eine exakte Strukturierung der Passtypen innerhalb eines Spiels.

Quelle: DatoBhj (Twitter) Frankreichs Passstrukturen in der ersten Halbzeit gegen England bei der WM

Eine vollständige "Passmap" gibt mir einen ersten Eindruck darüber, welche verschiedenen Grundformationen eine Mannschaft innerhalb des letzten Spiels verwendet hat und vor allem welche Passtypen verwendet wurden. Dies ist wichtig für den eigenen Matchplan des Teams. Dort erkennt man detailliert, wie die Mannschaft gemessen am Ergebnisstand reagiert hat. Werden viele hohe Bälle oder meistens nur flache Pässe gespielt. Wie hoch sind die einzelnen Mannschaftsteile positioniert und wie sind die Abstände zwischen den Ketten in den jeweiligen Spielphasen. Um die Strukturen zu vervollständigen, schaue ich mir die "Druckphasen" des gegnerischen Teams an. Druckphasen finde ich beispielsweise bei dem Ergebnisdienst "SofaScore".

Quelle: SofaScore Hoffenheim - Bayern

Aus der "Passmap" und den Druckphasen der jeweiligen Teams kann ich einen guten ersten Eindruck gewinnen, wann das Team besonders gefährlich für den Gegner war und welche Strukturen das Team verwendet hat. Es ist aber wichtig, dass Daten von einem einzelnen Spiel nichts bringen. Man sollte dort die Daten und Strukturen mehrerer Spiele miteinander vergleichen und versuchen Muster zu finden. Beispielsweise ist die Mannschaft zwischen der 75. und 80. Minute sehr Druckvoll, agiert dabei mit einem 4-3-3. In dem 4-3-3 spielt die Mannschaft aus der Abwehr viele lange Bälle auf den Stürmer, der den Ball auf den hoch positionierten 8er ablegt. Alles Muster, die ich anhand dieser Daten und Strukturen ablesen kann.

Nachdem ich die Daten ausgewertet habe, gehe ich in eine tiefere Analyse der verschiedensten Phasen. Wie schon erwähnt wird dort bewusst unterteilt, da der Fußball dynamisch ist und kaum ein Team über 90 min in einer Formation spielt.

Spielaufbau erstes Drittel (Abwehr):

  • Durch die Profilerstellung und dem herausfinden der Grundformation weiß ich, welche Spieler im Tor und in der Abwehr stehen und weiß um die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler. Ich schaue nun, wie das Team bspw. nach einem eigenen Abstoß agiert.

  • Wichtig ist auch dort wieder Muster zu finden und nicht nur anhand eines Spiels zu analysieren. Bspw. gibt es bei den Teams unterschiedliche Strukturen im Aufbau je nachdem ob der Gegner hoch zustellt oder die Mannschaft den Ball kontrolliert raus spielen kann.

  • Ein Beispiel: Die Grundformation des Gegners ist ein 4-4-2. Bei Abstoß des Torhüters stellt der Gegner hoch zu. Die Innenverteidiger schieben dann in den 16er, um die Situation spielerisch zu lösen. Die Außenverteidiger spielen asymmetrisch und der linke Verteidiger schiebt auf Stürmerhöhe, um dort den gegnerischen Außenverteidiger zu binden. Beide 6er stehen nah an Abwehr, um möglichst Überzahlen zu schaffen. Ein Flügelspieler steht breit, der andere im Halbraumschieben. Die Stürmer stehen versetzt und der rechte Stürmer steht im Halbraum.

  • Durch meine Profilerstellung der Spieler weiß ich nun, dass der Gegner beispielsweise einen Spielstarken linken Innenverteidiger hat, zu den besten Spieler in angekommenen Progressiven Pässen gehört. Der rechte Innenverteidiger dagegen ist Defensiv extrem stark, hat aber eine Unterdurchschnittliche Passquote. Die linke Sechser ist Ligaweit einer der besten Spieler was angekommene Pässe unter Druck angeht, der rechte Sechser kann das zwar auch ordentlich, ist aber eher Durchschnitt in der Liga.

  • Ich schließe nun daraus, dass wenn der Torwart den linken Innenverteidiger anspielt, dieser den Ball höchstwahrscheinlich flach raus spielen wird und der Pass raumgewinnend beim Mitspieler ankommt. Der rechte Innenverteidiger wird den Ball entweder hoch spielen oder wenn er den Pass unter Druck flach spielt, wird dieser wahrscheinlich deutlich schwerer zu verarbeiten sein.

  • Als nächstes schaue ich, welche Passstruktur der Gegner hat. Überspielt der Innenverteidiger eine Kette und bringt den Ball direkt in die nächste Ebene auf den eingerückten Flügel in den Halbraum oder geht der Ball zunächst auf den Ballnahen oder Ballfernen 6er. Zwei weitere Optionen sind der lange Ball auf den Stürmer oder ein flacher Ball nach außen auf den rechten Verteidiger, sollte dieser nicht zugestellt sein.

  • Beispiel zwei: Nachdem ich ein Muster für den zugestellten Spielaufbau gefunden habe, schaue ich, was passiert, wenn der Gegner nicht hochstellt und der Gegner die Mannschaft raus spielen lässt.

  • Beispielsweise schieben beide Innenverteidiger breit. Der 6er kippt zwischen die beiden Innenverteidiger ab. Der rechte Verteidiger schiebt hoch auf Stürmerhöhe. Der linke Verteidiger spielt invers und geht ins Zentrum als zweite Sechs. Der linke Mittelfeldspieler steht breit, der rechte geht in den Halbraum. Die Stürmer stehen versetzt.

  • Auch hier schaue ich wieder auf die Passstrukturen nach dem ersten Anspiel. Was passiert nachdem der Innenverteidiger oder abkippende 6er den Ball hat. Wie bewegen sich die einzelnen Spieler nach dem ersten Anspiel.

  • Natürlich gibt es nicht nur die flachen Anspiele beim Torabstoß. Achtet darauf, ob es bestimmte Muster gibt. Spielt der Torwart den ersten Ball vielleicht konsequent lang und versucht die Mannschaft auf den zweiten Ball zu gehen?

  • Wichtig sind die schon so häufig angesprochenen Muster. Ich arbeitet dabei für jede Situation im Spiel ein Muster heraus. Diese sind extrem wichtig, um einen Matchplan zu entwickeln. Achtet darauf, wie sich die Spieler in den jeweiligen Spielsituation verhalten. Durch die Profilanalyse weiß ich, was die Stärken und Schwächen der Spieler sind.

Es gibt neben dem Abstoß noch andere Ballbesitzstrukturen, welche analysiert werden müssen. Dafür einige Beispiele:

  • Spielt der Torwart der Ball grundsätzlich bei Torabstoß lang?

  • Wenn der Torwart den Ball lang spielt, geht die Mannschaft auf den zweiten Ball und schiebt hoch?

  • Wenn die Mannschaft nicht hoch schiebt, wie sind die Verteidigungsstrukturen nach dem ersten Anspiel?

Es gibt selbstverständlich nicht nur die Strukturen der Abwehr nach Torabstoß. Die Ballbesitzstrukturen verändern sich je nach Spielsituation. Achtet hierbei vor allem auf die Höhe der Abwehr, wenn sie den Ball in der eigenen Kette laufen lässt. Schaut auch, ob sich die Muster zu dem Torabstoß verändern. Hier ein Beispiel:

  • In diesem Beispiel steht die Abwehrkette des Gegners höher und einer der Innenverteidiger hat den Ball. Die Strukturen passen sich dementsprechend an. Der rechte 6er kippt nach Rechtsaußen ab. Der linke Sechser bleibt zentral. Die Außenverteidiger schieben hoch und die rechten und linken Flügelspieler schieben nach innen in den Halbraum. Die Stürmer stehen versetzt.

Nun habe ich die Strukturen der generischen Mannschaft, wenn die erste Kette den Ball hat, analysiert. Nochmal. Es ist wichtig dort verschiedene Spiele als Referenz zu nehmen. Achtet bei den Spielen die ihr analysiert auch darauf, ob der Gegner nominell stärker oder schwächer war und wie die Mannschaft dort in den jeweiligen Situationen reagiert. Gemessen daran positionieren sich die Teams im Ballbesitz jeweils anders. So bekommt ihr dann mit etwas Arbeit die ersten Abläufe im Ballbesitz heraus. Diese sind wichtig für das Anlaufverhalten in unserem Matchplan, den wir später erstellen. Durch die Profile der Abwehrspieler weiß ich nun, wie die Spieler in den jeweiligen Situationen reagieren und kann so schauen, wo es dort Stärken und Schwächen innerhalb dieser Abläufe gibt. Wir haben also Gruppentaktische und Individualtaktische Strukturen des jeweiligen Mannschaftsteils.

Ballbesitzphase Mittelfeld:

  • Hier gilt es zu analysieren, was sich Strukturell verändert, wenn der Ball von der ersten Kette ins Mittelfeld gespielt wurde

  • Hier einige Beispiele:

  • Die Grundformation ist ein 4-3-3. Bekommt der 6er im Ballbesitz den Ball, bewegen sich die 8er asymmetrisch. Einer der 8er schiebt immer komplett breit, während der andere 8er sich im Halbraum bewegt. Der rechte Mittelfeldspieler schiebt in den rechten Halbraum, der Linke Mittelfeldspieler wird zum linken Stürmer.

  • Die Mannschaft schiebt, sobald der Ball im Mittelfeld ist, in ein 3-1-4-2.

  • Durch meine Profilanalyse weiß ich z.B, dass der Gegner über einen spielstarken rechten Mittelfeldspieler verfügt, der deswegen immer in den Halbraum einschiebt. Der 8er soll auf Außen den Gegenspieler binden.

  • Ich schaue, nachdem ich die Profile der Spieler mit den jeweiligen Positionen abgeglichen habe, ob es gewisse Passmuster gibt, wenn der Ball im Mittelfeld ist. Ich habe durch die "Passmap" der letzten Spiele einen ersten Eindruck gewonnen.

  • Beispielsweise spielt der 6er den ersten Ball immer in den Halbraum, auf den inversen Flügelspieler oder den dort positionierten 8er. Dort geht die Mannschaft entweder in ein Dreiecksspiel oder spielt den Ball sofort tief zwischen die Ketten auf einen Stürmer, der in die tiefe startet.

  • Auf dem Beispielbild (oben) sieht man noch einmal die Passoptionen. Der linke ZM, der LV und der eingerückte LM bilden ein Angriffsdreieck. Auf der anderen Seite sind es der inverse RM, der ZM und der Stürmer. Der linke ZM entscheidet sich aber für den tiefen Ball auf den Ballfernen Stürmer, der zwischen den beiden Innenverteidigern diagonal einstartet.

  • Ein Hauptaugenmerk liegt hier auch auf dem Individualtaktischen Verhalten der Spieler. Beispielsweise steht der 8er immer lange im Deckungsschatten seines Gegners und löst sich dann im höchsten Tempo diagonal in den Halbraum in eine Spieloffene Stellung, damit er den Ball mit möglichst einem Kontakt tief spielen kann.

  • Es gibt noch zig andere Beispiele, wie eine Mannschaft im Mittelfeld agieren kann. Ich versuche auf hier, wie beim Ballbesitz in der Abwehrkette, Muster der letzten Spiele herauszufinden. Innerhalb dieser Muster kann ich dann durch die vorhandenen Spielerprofile herausfinden, wie die einzelnen Spieler innerhalb dieser Strukturen agieren. Stärken und Schwächen herausfinden.

Angriffsspiel im letzten Drittel:

  • Eine simple Analyse der Angriffsstrukturen, die vieles aus der Analyse der Strukturen im Mittelfeld aufgreift. Hier geht es aber vor allem um die Positionierung der Angriffsreihe im letzten Drittel. Auch hier liegt wieder das Augenmerk auf dem Gruppen und Individualtaktischen Verhalten.

  • Beispielsweise löst sich der Stürmer im letzten Drittel in den linken Halbraum, um dort Überzahlen zu schaffen. Sobald der Stürmer den Pass empfängt, startet er diagonal ein und schließt möglichst vom 16er ab.

  • Ein Indiviualtaktisches Muster könnte sein, dass sich der Stürmer möglichst immer zwischen Innen und Außenverteidiger aufhält und dort Spieloffen zum gegnerischen Tor steht.

  • Durch meine Profilanalyse weiß ich, dass der Stürmer Rechtsfuß ist. Ich kann also erwarten, dass er bei empfangen des Passes sofort nach innen zieht. Der Stürmer sucht beispielsweise dann immer nach wenig Kontakten den Abschluss.

  • Ein weiteres Muster könnte die Besetzung des Strafraums sein. Ein aktuelles Beispiel, was wir im Vorfeld schon aufgegriffen hatten, ist ein Muster von Manchester City im letzten Drittel.

Quelle: DAZN

  • In diesem Angriffsmuster bewegt sich Haaland zwischen Innen und Außenverteidiger und bewegt sich aus dem Deckungsschatten des Innenverteidigers im höchsten Tempo auf den zweiten Pfosten.

  • Manchester City positioniert möglichst viele Spieler in und um den 16er, damit sie auf den Abpraller nach Torschuss gehen können.

Ich habe nun für alle drei Ballbesitzphasen des Spiels eine detaillierte Analyse erstellt. Zum Fußball gehören allerdings nicht nur die Ballbesitzphasen innerhalb eines Spiels. Daher werfe ich danach einen Blick auf die Pressingstrukturen des Gegners nach Ballverlust oder bei ruhendem Ball.

  • Hierbei blickt man anfänglich auch wieder auf die Statistiken. Der Wert "PPDA" (pressing per defensive action) gibt mir eine ersten Überblick, wie viele Pässe die gegnerische Mannschaft im Durchschnitt zulässt, bevor sie den Ball wiedererobert. Je niedriger der Wert ist, desto früher geht die gegnerische Mannschaft ins Pressing. Ist der Wert höher, kann man also davon ausgehen, dass der Gegner sich nach Ballverlust erstmal tief fallen lässt und aus einer kompakten Grundordnung heraus verteidigt.

  • Doch dabei reichen nicht nur die Statistiken. Man braucht dort eine detaillierte Analyse der verschiedensten Pressingmuster und Verteidigungsstrukturen des Teams in jeder Situation des Spiels.

  • Beispielsweise geht der Gegner bei Ballverlust sofort in ein Ball und Raumorientiertes Pressing und versucht immer eine doppelte Überzahl bei dem Ballführenden Spieler zu schaffen. Ballfern werden die Gegenspieler freigelassen, um Ballnah alle Passwege zuzustellen.

  • In dem Beispielbild (oben) hat der gegnerische RV (weiß) den Ball. Der LM und ST (grau) gehen sofort in ein aggressives Gegenpressing. Der Stürmer läuft so an, dass der Passweg zum TW und IV zugestellt wird. Der ZM (grau) stellt den Passweg im Halbraum zu. Der RM (grau) positioniert sich zentral im Raum zwischen den IV (weiß) des Gegners). Das hat den Vorteil, dass er bei Balleroberung den kürzesten Weg zum Tor hat und im Pressing aus dem Raum an den Mann verteidigen kann (IV weiß). Der rechte ZM und der DM (grau) spielen zentral eine simple Mann gegen Mann Verteidigung. Ballfern werden der gegnerische LV und LM freigelassen. Bis der Gegner sich diagonal aufgelöst hat, kann sich die Mannschaft im besten Fall diagonal fallen lassen und wieder in die Grundordnung kommen. Die Restverteidigung (grau) ist ein typisches 3 gegen 2. Die Innenverteidiger und der eingeschobene RV (grau) verteidigen gegen die beiden Stürmer. Dort ist Überzahl, falls der Ball zentral hoch geschlagen wird. Zur Not kann der eingerückte RV (grau) den LM (weiß) aufnehmen, falls dieser Diagonal reinstarten sollte.

  • Im zweiten Schritt schaue ich mir an, wie der Gegner sich gegen den Ball bei einem ruhenden Ball strukturiert.

  • In dem Beispielbild (oben) spielt die weiße Mannschaft in der Grundformation in einem 4-4-2. Die graue Mannschaft, die ich analysiere, läuft aus einem 4-3-3 heraus an. Die Graue Mannschaft lässt den ersten Ball des TW auf den IV (weiß) zu und positioniert sich etwas tiefer. Sobald der IV (weiß) angespielt wurde, schiebt der ST (grau) zwischen die gegnerischen IV und und erzwingt so den Ball auf den RV (weiß). Sobald der Ball bei dem RV (weiß) ist, greifen wieder die Pressingstrukturen, die ich im Vorhinein analysiert habe. Ein Ball und Raumorientiertes Pressing, um den Ball möglichst nah dem gegnerischen Tor zu erobern. Der LV (grau) schiebt hoch, die IV und der RV (grau) bilden die Restverteididung.

  • Wichtig ist dort, dass ich im vorher weiß, dass die gegnerische Mannschaft einen Kopfballstarken Stürmer hat, der gut darin ist lange Bälle festzumachen und zu verlängern. Daher braucht die graue Mannschaft eine ein Mann Überzahl in der Restverteidigung, falls der weiße IV den Ball lang spielt, bevor er den kurzen Ball auf den weißen RV spielt.

  • Daher ist es wichtig, sich die Pressingstruktur des Gegners an mehreren Beispielen anzuschauen, um mehrere Muster herauszuarbeiten.

  • Ich schaue hierbei bei den Stürmer immer auf die Statistiken, wie häufig der Stürmer in ein offensives Pressing geht und wie oft er Prozentual diese Pressingduelle gewinnt. Dies kann man auch für alle anderen Spieler machen, die an dem offensiven Pressing beteiligt sind.

Im letzten Schritt der Gegneranalyse schaue ich dann noch auf die Standarts. Welche Varianten hat der Gegner? Werden Ecken immer kurz ausgespielt? Verteidigt der Gegner bei Standarts gegen sich direkt am Mann oder in einer Raumverteidigung? Auch hier lassen sich wieder Muster herausfinden, welche in meine Analyse mit einfließen.

Nachdem ich eine detaillierte Gegneranalyse gemacht habe, ist der nächste Schritt das erstellen eines Matchplans. Auch hier möchte ich euch einige Beispiele geben, wie ich diesen erstelle.

Strukturierung eigener Ballbesitz:

  • Durch meine Analyse der Pressingstrukturen des Gegners und einer genauen Profilerstellung weiß ich nun, wo die Stärken und Schwächen liegen und kann meine Mannschaft im Ballbesitz so ideal positionieren.

  • Ich orientiere mich hier vor allem an der Spielidee des Trainers meines Teams und an den Spielerprofilen, welche mein Team im Kader hat

  • Beispielsweise steht der Trainer meines Teams dafür, die Ketten des Gegners mit langen Bällen zu überspielen, weil die Innenverteidiger präzise lange Bälle nach vorne spielen können und der Stürmer gut darin ist, die Bälle entweder zu verlängern oder festzumachen.

  • Ich orientiere mich nun zum Start an der Grundformation des Trainers und versuche dann, aus dieser Grundformation die besten taktischen Stilmittel für das Spiel mit Ball zu finden.

  • Beispielsweise weiß ich vorher, dass mein Trainer vorrangig im 4-3-3 spielen lässt. Meine Gegneranalyse hat ergeben, dass der Gegner gegen den Ball in einem 4-4-2 anfangen wird, wo die Spieler bei ruhendem Ball immer den ersten Ball anspielen lassen und aus einer kompakten Grundformation heraus verteidigen. Meine Profilanalyse ergab, dass der linke Innenverteidiger ein unterdurchschnittlicher Kopfballspieler ist und Probleme mit Kopfballstarken Stürmern hat.

  • In dem Beispielbild (oben) seht ihr, wie es im ersten Schritt aus der Grundordnung heraus aussehen könnte. Der Fußball ist aber, wie schon häufig erwähnt, nicht statisch und die Grundformation wird sich spätestens nach dem ersten Anspiel verändern.

  • Ich lasse also nun die Spielidee meines Trainers mit einfließen und versuche die Mannschaft bestmöglich zu positionieren.

  • Nach dem kurzen Anspiel von Torwart auf den IV (grau) verändert sich die Statik im Spiel. Die Außenverteidiger (grau) schieben hoch, um dort die gegnerischen Außenverteidiger (weiß) zu binden. Mein Stürmer lässt sich zwischen die Innenverteidiger und die 6er des Gegners fallen, um dort den langen Ball zu verlängern. Dadurch, dass sich der Stürmer fallen lässt, bindet er einen IV und schafft somit einen Raum hinter der gegnerischen Abwehrkette. Mein Team verfügt über überdurchschnittlich schnelle Flügelspieler, die ich in den Halbraum zwischen die gegnerischen Innen und Außenverteidiger schiebe. Bei der Kopffballverlängerung durch den Stürmer sollen sie in den entstandenen Raum hinter der gegnerischen Kette starten. Der linke ZM (grau) bindet den gegnerischen DM (weiß). Nach der Kopfballverlängerung in den entstandenen Raum möchte ich, dass meine Mannschaft schnellstmöglich Ballnah nachschiebt, um entstandene Lücken zwischen den Ketten zu schließen.

So habe ich die erste Struktur im Ballbesitz für meine Mannschaft bei ruhendem Ball geschaffen. Sie ist abgezielt auf die Stärken meines Teams und auf die Schwächen des Gegners. Wenn beispielsweise der Gegner über zwei extrem starke Kopfballspieler in der Innenverteidigung verfügt, lohnt es sich nicht, die Bälle bei jedem Abstoß vom Torwart lang zu spielen. Dann muss ich die Struktur so umstellen, dass der lange Ball nicht sofort abgefangen wird und der Gegner so zum Konter ansetzen kann.

Im nächsten Schritt schaue ich, wie meine Mannschaft im Ballbesitz aus dem Spiel heraus agieren soll. Hier auch wieder mit einem Beispiel.

  • Der Gegner agiert dieses mal aus der Grundformation aus einem 3-5-2 heraus. Die gegnerische Mannschaft hat vor der 3er Kette einen extrem defensivstarken 6er, dafür aber zwei 8er die im Rücken Räume freilassen. Die Außenspieler meines Gegners bringen eher offensive Profile mit. Sie schieben im Ballbesitz häufig hoch und lassen die Rückwärtsbewegung schleifen. Die Innenverteidiger sind spielstark, aber defensiv durchschnitt.

  • Mein Trainer agiert dieses mal in einem 3-4-3 und möchte Ballnah Angriffsdreiecke und Diamanten formen. Der linke Verteidiger meines Teams verfügt über ein stark ausgeprägt Spielintelligenz, ist aber in der Endgeschwindigkeit limitiert. Der linke und rechte Innenverteidiger denken sehr progressiv und spielen gute vertikale Bälle in die Halbräume. Der Stürmer ist eher eine Art "falsche 9", der sich beim Spielaufbau zwischen Innenverteidiger und 6er des gegnerischen Teams fallen lässt. Dafür verfügt mein Team über zwei extrem schnelle und Abschlussstarke Flügelspieler, die ebenfalls Stärken im 1 gegen 1 offensiv mitbringen. Meine beiden 6er sind eher typische defensive "Abräumer", die Schwierigkeiten im Spielaufbau haben.

  • In dem Beispielbild (oben) seht ihr die Anordnung im Ballbesitz. Ich möchte, dass mein linker Innenverteidiger bei Ballbesitz permanent andribbelt und auf der linken Seite eine 4 gegen 3 Überzahl Situation schafft, die man in einem "Diamanten" ausspielen kann. Mein spielintelligenter LV (grau) spielt invers und schiebt in den Halbraum ein. Mein beiden Flügelspieler schieben in den Halbraum ein und fungieren als Wandspieler. Der Rm (grau) bindet den Zentralen IV und den linken Halbraum IV des Gegners. Mein Stürmer lässt sich zwischen die Ketten in den Deckungsschatten des DM (weiß) fallen.

  • Ich möchte nun das mein linker Halbraum IV andribbelt und im ersten Schritt die Ketten überspielt, in dem er auf den LM (grau) spielt, der als Wandspieler fungiert. In dem Moment wo der LM den Ball empfängt, löst sich mein Stürmer aus dem Deckungsschatten des DM (grau) und kommt als mögliche Passoption entgegen. Meine Mannschaft soll im Angriff in eine Art "Steil-Klatsch" Verhalten kommen. Das heißt, mein IV spielt steil auf den LM und dieser lässt klatschen auf den Stürmer, der aus dem Deckungsschatten startet. Kann der Stürmer nicht angespielt werden, schafft mein inverser LV eine weitere Anspielstation. Mein Stürmer steht so mit Ball offen zum gegnerischen Tor und hat mehrere Passoptionen. Hier kommt es dann auf die Bewegungen der Mitspieler an, wie diese sich im letzten Drittel verhalten.

Ich habe so aber schon die Positionierungen meiner Spieler bei Ballbesitz im Mittelfeld untermauert und ein Muster entworfen, wie das Team im Ballbesitz agieren kann. Dabei fließen wieder wichtige Punkte, wie die Idee des Trainers oder die Stärken und Schwächen des Gegners mit ein.

Im letzten Schritt schaue ich mir dann das Verhalten meines Teams im letzten Drittel an. Dies baut im Prinzip auf die Strukturen im eigenen Ballbesitz auf und gibt eine Überleitung für das Spiel gegen den Ball. Ich greife hier wieder das Beispiel aus dem Spiel im eigenen Ballbesitz auf.

  • Mein Trainer möchte durch ein Überzahlspiel und das schaffen von Angriffsdreiecken und Diamanten in einem 3-4-3 zum Torerfolg kommen.

  • Die Muster und Strukturen haben wir geschaffen. Im Idealfall bekommen wir den Stürmer mit Blick zum gegnerischen Tor in eine Situation, wo er mehrere Passoptionen hat, die zum Torerfolg führen.

  • Der Stürmer soll also den Ball immer so spielen, dass das Team mit möglichst wenig Kontakten zum Torabschluss kommt. Dafür braucht es mehrere Optionen und Bewegung ohne Ball.

  • Auf dem letzten Beispielbild (oben) haben wir dann den LM und RM (grau) zwischen den beiden Innenverteidigern. Ich möchte, dass beide, sobald der Stürmer den Ball nach dem Steil-Klatsch empfängt, diagonal tief zwischen den beiden Innenverteidigern starten. Der Ballferne RV geht ebenfalls in einen diagonalen Lauf zwischen IV und LV des Gegners, um in der Box mindestens eine nummerische gleich zahl zu erreichen.

So habe ich ein Angriffsmuster im letzten Drittel für meine Mannschaft erarbeitet. Es ist auf die Stärken der Mannschaft zugeschnitten. Meine Außen sind beide schnell und Abschlussstark und kommen so in eine gute Position zum Torerfolg. Einer der defensivstarken 6er schafft die Restverteidigung vor der eigenen IV. Der zweite 6er bindet außen einen Gegenspieler. Mein Stürmer oder spielstarker LV können so den Steckpass zwischen die gegnerischen IV spielen.

Ich versuche im Laufe einer Analyse immer mehrere solcher Muster herauszuarbeiten. Es ist nicht immer gegeben, dass der Plan A funktioniert. Daher ist es wichtig, immer auf allen Ebenen mehrere Pläne zu haben.

Der letzte Schritt meines "Matchplans" ist die Erstellung von Abläufen, wie die Mannschaft sich taktisch gegen den Ball verhalten soll. Auch hier orientiere ich mich wieder an den Stärken und Schwächen des Gegners und der Idee des Trainers. In einem Beispiel sieht es dann so aus:

  • Der Gegner möchte bei Torabstoß den Ball grundsätzlich flach raus spielen und Überzahlen schaffen. Er verfügt über einen physisch starken Stürmer, der aber Probleme mit dem Ball am Fuß hat. Die Innenverteidiger gehören zu den besten was progressive Pässe angeht und sind defensiv stark. Dafür sind der linke und rechte Außenverteidiger spielerisch limitiert, verfügen aber über eine extreme Grundschnelligkeit. Einen defensiven 6er gibt es nicht, das Team spielt mit zwei spielstarken 8ern, die in den Halbräumen das Spiel lenken und die Verbindung zwischen Angriff und Verteidigung sorgen. Die Flügel des Gegners spielen meistens invers und bewegen sich im Halbraum zwischen den Ketten.

  • Mein Team möchte für ein intensives Pressing stehen und den Ball möglichst hoch vor dem gegnerischen Tor gewinnen. Generell hat mein Team zweikampfstarke Spieler in den Reihen, in den Statistiken was erfolgreiche Pressingsituationen angeht zu den besten gehört. Mein Trainer lässt grundsätzlich in einem 4-4-2 Raute spielen.

  • Statisch auf dem Papier heißt das 4-4-2 Raute gegen 4-2-3-1

  • Ich möchte nun das Pressing auf auf einen der technisch limitieren Außenverteidiger lenken. Lasse also das kurze Anspiel auf einen der beiden Innenverteidiger zu und gehe dann sofort in ein aggressives Pressing.

  • Mein linker Stürmer (grau) lenkt den gegnerischen IV (weiß) so, dass er den Ball auf den RV spielen muss. Dann bewegen wir uns Ballnah in eine Mann gegen Mann Situation. Der ZOM (grau) nimmt den rechten ZM des Gegners (weiß) in Manndeckung. Der linke ZM (grau) schiebt den gegnerischen RV zu und läuft ihn aggressiv an. Bei dem LV (grau) ergibt sich eine Mann gegen Mann Situation gegen den rechten Mittelfeldspieler des gegnerischen Teams. In der Verteidigung möchte der Trainer mit einer ein Mann Überzahl Absicherung spielen. Mein zweiter Stürmer schiebt in den Raum zwischen die Innenverteidiger des Gegners. Mein rechter ZM und RV (grau) schieben beide in den Raum. Die Ballfernen Spieler des Gegners werden freigelassen.

Auch hier kann der Gegner immer mehrere Varianten spielen. Achtet vor allem darauf, wie der Gegner nach dem ersten Anspiel rotiert oder ob der eigene Trainer das erste Anspiel überhaupt zulassen möchte.

Diese Idee gegen den Ball lässt sich dann auch für das generelle Ballbesitzspiel des Gegners festhalten. Da ich die Schwachstellen des Gegners kenne, lasse ich meine Spieler immer den schwächeren Außenverteidiger zupressen. Sollte beispielsweise der 6er oder 8er des Gegners das "Pressingopfer" sein, achte ich darauf, dass mein Stürmer das Spiel immer eher zentral in die Halbräume lenkt, wo durch Überzahlen und aggressives Zweikampfverhalten gegen den Ball der Ballgewinn eingeleitet wird. Generell lautet für mich immer die Regeln, dass wenn der Gegner einen Pass zurück spielt, das der Moment ist die Ketten höher zu schieben und das Pressing einzuleiten. Aber auch das variiert von Trainer zu Trainer.

Die zwei wichtigsten Punkte sind nun also geschafft. Die Gegneranalyse und der Matchplan sind erstellt. Dem folgen nur noch zwei Punkte, die in der Gesamtheit betrachtet noch fehlen. Die Live-Analyse und die Nachbereitung, wenn das Spiel gelaufen ist. Videoanalysten im Profifußball sind dazu angehalten, während des Spiels "Fehler" in den Strukturen zu erkennen und zu korrigieren. Dafür kann ich nur jedem raten, sich ein Spiel in der "Taktik-Cam" anzuschauen. Sie gibt ein detaillierten Einblick auf das Verhalten der Teams aus der Vogelperspektive. Diese Einstellung hilft euch, das Spiel besser zu visualisieren und vor eurem geistigen Auge erste Veränderungen vorzunehmen. Die Nachbereitung besteht dann darin zu schauen, wie sich die Teams innerhalb des Spiels bewegt haben und die taktischen Vorgaben umgesetzt haben. Genau gesagt ist die Live-Analyse das "Tuning" während eines Spiels und die Nachbereitung das Aufarbeiten der Fehler.

Wer ein Spiel analysiert, ist in den meisten Fällen der Zuarbeiter für den Erfolg eines Teams. Alles was ihr tut ist extrem Gegner bezogen und abhängig von der Idee des eigenen Trainers. Ihr werdet immer nur helfen Abläufe zu verstehen und zu verbessern. Die Unterteilung in die verschiedenen Phasen des Spiels hat es mir die letzten Jahre erleichtert, das Spiel besser zu verstehen und viele Entscheidung des Trainer besser nachvollziehen zu können. Und genau das ist der Grund für dieses kleine "Taschenbuch" gewesen. Deutschland ist das Land der 80 Millionen Bundestrainer. Ich würde mir generell ein größeres Verständnis für die Abläufe hinter dem Fußball wünschen und für all das was taktisch hinter einem Fußballspiel steht. Ein Spiel mag 90 Minuten dauern. Aber damit diese 90 Minuten erfolgreich ablaufen, gehört viel viel mehr dazu.

Vielleicht haben die letzten Stunden, die ihr hier gemeinsam mit mir verbracht habt, geholfen, ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, was alles nötig ist, um erfolgreich zu sein. Wie gesagt, das ist kein "Lehrbuch", sondern nur ein Ansatz. Ich hoffe, dass ihr diesen aufgreift und vielleicht sogar verbessert.

An diejenigen die bis jetzt dabei geblieben sind: DANKE! Für die Unterstützung und den Support. Ich hoffe ihr hattet Spaß und konntet etwas mitnehmen.

Quellen:

  1. https://pythagorasinboots.com/ralf-rangnick-tactical-analysis/

  2. https://bleacherreport.com/articles/1381408-why-marcelo-bielsa-employ-the-most-bizarre-tactics-in-football

  3. https://themastermindsite.com/2022/01/29/jurgen-klopp-liverpool-tactical-analysis-2021-22-edition/

  4. https://fc-nister.com/download/taktische-periodisierung-ft1-16.pdf

  5. https://spielverlagerung.de/2014/01/04/periodisierungstechniken-die-taktische-periodisierung/

  6. https://analytics.soccerment.com/en/league/premier_league/teams

  7. https://www.coachesvoice.com/cv/positional-play-football-tactics-explained-guardiola-cruyff-manchester-city/

  8. https://sharemytactics.com/

Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s