Zurück zur Basis - der DFB
Eskapaden, Bestechungsskandale, Vetternwirtschaft und Strukturlosigkeit. Allesamt Begriffe, die man 2022 mit dem DFB in Verbindung bringt. Wer hätte es gedacht, dass der Weltmeister von 2014 in ein so tiefes sportliches Loch fällt, gepaart mit einer Entfremdung zu den eigenen Fans. Die A Nationalmannschaft ist so bedeutungslos wie nie. Seit Jahren haben wir ein Ausbildungsproblem in den U Nationalmannschaften. Hinzukommen zahlreiche Skandale in und um den DFB, die das ganze dann rund machen. Doch woran liegt das? Sind es die Funktionäre, die Spieler, vielleicht sogar die Bundesliga? Starten wir von unten nach oben. Schaut man sich die Liste der Trainer im U Bereich an, fällt sofort auf, dass es sich zum Großteil um ehemalige aktive Profifußballer handelt. Dazu kommen Trainer, die durch Bekanntschaften aus anderen Stationen mitgebracht wurden. Ein simples Beispiel: Michael Prus, heutiger Cheftrainer der U16 Nationalmannschaft, war in der Saison 16/17 Trainer beim KSC. Zwei Spiele Co Trainer war in seiner Amtszeit Marc Meister, heutiger U15 Nationalmannschaft Trainer. Bekanntschaften, die es beim DFB häufig gibt. Hinzukommen Trainer, wie beispielsweise Christian Wörns, der mit Sicherheit eine interessante Karriere als Spieler hatte. Aber befähigt diese dazu, eine so immens wichtige Aufgabe im U Bereich zu übernehmen? Ohne nennenswerte Erfolge, was eigens kreierte Entwicklung und Förderung junger Spieler angeht, einen Cheftrainerposten im wichtigsten Ausbildungsbereich des Deutschen Fußballs zu bekommen, ist grob fahrlässig. Sitzt man aber einmal fest im DFB Sattel, kommt man von dort nicht mehr so leicht los. Die Trainer wechseln im drei Jahres Rhythmus die Mannschaften. Eine richtige Kontrolle über Erfolg oder Misserfolg, scheint es dort nicht zu geben. Es genügt dort ein Blick auf die Amtszeit, der dort handelnden Trainer. Das Ausbildungskonzept sieht beim DFB darüberhinaus keine klar zu erkennende Linie, was einheitliches Spielsystem und Ausbildungsziele mit und gegen den Ball angeht, vor. Jeder Trainer ist sein eigener Herr. Und genau dort entsteht ein entscheidender Knackpunkt. Der DFB lässt sich seit Jahren von vorherrschenden Trends beeinflussen, als eine eigene klare Linie zu entwickeln. Mit Pep Guardiola kam das Positional Play nach Deutschland, welches der DFB versucht hat für sich zu übernehmen. Die Zeit des reinen "Ballbesitzfußball" war vorbei und es kam nach Pep Guardiola der Trend Dynamik, Pressing/Gegenpressing. Auch hier hat der DFB versucht zu übernehmen. Quasi ein Nutznießer aus bereits bestehendem. Bei all dieser Entwicklung, sind gewisse Spielertypen auf der Strecke geblieben. Sei es der klare 9er, der zu Zeiten des technisch geprägten Fußballs auf verlorenem Posten war, oder der spielstarke 6er, wie es einst Busquets war, der bei allem Pressing/Gegenpressing keine Ausbildungschance bekommen hat. Fatal, wenn man es aus heutiger Sicht sieht. Aber nicht nur der DFB trägt seinen Teil dazu bei. Auch die Ausbildenden Vereine aller Bundesligisten tun ihr bestmögliches, um das Desaster perfekt zu machen. Von Ausbeutung der Jugendtrainer ist dort die Rede. Auch dort schaut der DFB weg und lässt, bis auf ein paar kleine Statements, keine klare Linie verlauten. Auf den Punkt gebracht: Fußballdeutschland schafft sich, unter der Führung des DFB, selber ab. In der Blase Fußball, wo es ausschließlich um höher, schneller, weiter geht, schafft es Deutschland nicht, bei den kleinsten Dingen anzusetzen. Wenn die Basis nicht stimmt, bricht das Kartenhaus schnell zusammen. Bevor wir von WM Titeln der Zukunft sprechen, müssen wir über faire Bezahlung der Jugendtrainer in Deutschland sprechen, die unsere Zukunft tagtäglich fördern und fordern. Wir müssen anfangen, eine Vetternwirtschaft im höchstem Gremium des deutschen Fußballs, dem DFB, zu unterbinden und dort ein Leistungsprinzip an den Tag legen. Nur dann lassen sich neue, nachhaltige Konzepte entwickeln. Wir machen es so, weil wir es immer so machen, kostet uns auf lange oder vielleicht sogar kurze Sicht wertvolle Jahre der Entwicklung. Wir brauchen hierbei nur auf die jüngsten Ergebnisse unserer A Mannschaft des DFB schauen. Wir klammern uns an alte Erfolge, anstatt neue Wege zu gehen. Im Praxisbeispiel heißt das: Ich nominiere Timo Werner, obwohl ich Niklas Füllkrug habe. Wirft man einen Blick auf den Kader, wird man schnell feststellen, dass dies kein Einzelfall ist. Niklas Süle in aktueller Form, hat keinen Mehrwert für Deutschland. Aber ist wirklich die Form entscheidend für eine Nominierung oder doch eher der Gedanke, dass wir uns an alten Leistungen festklammern? Ich glaube fest an zweites. Im Schatten des DFB entwickeln sich währenddessen Spieler, wo der sportliche Mehrwert so groß ist, dass man normalerweise nicht an ihnen vorbeikommt. Ich denke hierbei an Vitaly Janelt und Deniz Undav. Zweitgenannter hätte letztes Jahr nominiert werden müssen. Selbst wenn es nur ein Testspiel gewesen wäre, Versuch macht klug. Stattdessen wieder alles wie gewohnt. Neue Wege gehen, mit dem alten brechen, klappt auch unter Hansi Flick nicht. Der deutsche Fußball befindet sich an einem Scheideweg. Weiter so, weil es immer so war, wird uns den Kopf kosten. Es erfordert Geduld und einen klaren Plan, um neue Wege zu gehen. Neue Wege werden aber nur dann erfolgreich bestritten, wenn man sich von Altlasten löst. Konkret heißt das, wir müssen weg von Vetternwirtschaft, hin zu Leistungsprinzip. Wir müssen die Basis stärken, um große Erfolge zu erzielen. Sollten wir das schaffen, ist, denke ich, jeder in Deutschland bereit, Fehler zu verzeihen und den DFB bei der neuen Entwicklung zu unterstützen. Erst dann spricht man von einem "Wir Gefühl". Alles andere bleibt weiterhin eine Entfremdung zwischen DFB und Fans.